Thermografie zur Schad- und Schwachstellenanalyse
Thermografie ist ein anerkanntes zerstörungsfreies Prüf- und Messverfahren mit dem thermische Verluste oder bestehende Wärmequellen ermittelt werden können. Sie ist eine unverzichtbare Inspektionshilfe für die Früherkennung nicht sichtbarer Schwachstellen und als Orientierungshilfe für die Beurteilung des technischen Zustandes der Bausubstanz. Sinnvoll ist eine Thermografie zur Lokalisierung und Ortung von:
Wärmebrücken
• Geometrische Wärmebrücken entstehen dann, wenn sich die Wärmestromdichte aufgrund der geometrischen Verhältnisse, beispielsweise bei Raumkanten/-ecken zwischen Außenwänden und Decken, Fensterlaibungen, Balkonen, Vordächern und Wandvorsprüngen verändert.
• Materialbedingte Wärmebrücken entstehen durch einen Wechsel der Wärmeleitfähigkeit innerhalb einer oder mehrerer Schichten eines Bauteils, wie z.B. bei Stahlbetonstützen, Fensterstürzen oder Ringanker und Mörtelfugen im Mauerwerk.
• Punktuelle Wärmebrücken sind Störungen in der thermischen Gebäudehülle, die beispielsweise bei Rohrschellen, Mauerwerksanker von Fassaden oder Befestigungsdübel von Wärmedämmverbundsystemen, auf einen Punkt bezogen werden können.
• Umgebungsbedingte Wärmebrücken liegen dann vor, wenn der Wärmestrom durch Elemente in der Nähe der Außenbauteile wie z.B. Heizungsrohre und Heizkörper in Fensternischen, beeinflusst wird.
• Konvektive Wärmebrücken entstehen durch Undichtigkeiten (Bauteilfugen, Durchführungen von Installationsleitungen, usw.) in raumabschließenden Bauteilen. Durch diese wird Wärmeenergie infolge konvektiver Mitführung von Luft, Gasen oder Flüssigkeiten vom Warmen ins Kalte transportiert.
• Dämmschwachstellen im Innen- und Dachgeschossausbau
• Feuchtigkeit im Wand-, Decken- und Dachbereich
• Leckagen an Fußbodenheizungen, Rohrleitungen und Lüftungskanälen
• Begrenzten Schadstellen (Durchfeuchtung und/oder Schimmelpilzbefall)
• Taupunktunterschreitungen
Thermografie hilft bei der Suche nach Feuchteschäden
Die Thermografie unterstützt Sachverständige auch bei der gezielten Suche nach Feuchteschäden. Verliert beispielsweise die Fußbodenheizung Wasser, dann hilft die Thermografie- oder Wärmebildkamera beim Aufspüren des Lecks. Sie bildet die Heizschlangen im Boden deutlich ab und verrät dabei auch die undichte Stelle. So kann das teure Aufstemmen des Bodens auf den eigentlichen Schadensbereich beschränkt werden. Die Thermografie spart hier also Arbeit, Schmutz und bares Geld.
Verrutschte Dämmstoffbahnen in der Dachschräge oder auch Feuchteschäden in der Dachdämmung können ebenfalls mit der Thermografie entdeckt werden. Das ist wichtig, denn feuchte Dämmstoffe dämmen nicht. Im Gegenteil: Sie wirken wie Wärmebrücken. Die feuchten Stellen bilden obendrein den idealen Nährboden für Schimmel.
Thermografie ermöglicht einen Blick aufs verputze Fachwerk
Bewährt hat sich die Thermografie auch bei der Sanierung von Fachwerkhäusern. Mit der Spezialkamera können Sachverständige auch überputzte Fassaden begutachten und den Verlauf der Ständer, Streben, Kopfhölzer und Schmuckelemente unter dem Putz beurteilen. Das erleichtert die Sanierungsplanung und die Einschätzung der Sanierungskosten erheblich.
Weil die Thermografie so vielseitig und hilfreich ist und mit einer handlichen Thermografie-Ausrüstung gemacht werden kann, tummeln sich inzwischen auf dem Sektor Thermografie neben seriösen Thermografen auch zahlreiche Laien - und Scharlatane. Sie bieten zum Teil extrem billige Thermografien an und versuchen so, arglose Hausbesitzer zu ködern.
Thermografie: Vorsicht bei Billigangeboten!
"Vier Thermografie-Aufnahmen für 100 Euro!" Mit solchen und ähnlichen Anzeigen umwerben solche selbst ernannten Fachleute, darunter reisende Fassadenbaufirmen, seit Jahren arglose Hausbesitzer. Zunehmend sind auch regionale Energieversorger, Kreise, Kommunen, Geldinstitute und Bausparkassen auf dem Sektor Thermografie aktiv und locken ihre Kunden mit preiswerten Thermografien, verschenken Gutscheine für Thermografien oder verlosen thermografische Aufnahmen. Im Herbst häufen sich erfahrungsgemäß diese Offerten. Alle diese Angebote sind extrem billig. Das Thermografie-Verfahren kostet aber, wenn es richtig gemacht wird, vor allem Zeit, und die hat ihren Preis.
Ich sehe solch billige Thermografie-Angebote sehr kritisch. Mancher arglose Hausbesitzer wird sogar mit manipulierten Thermografie-Aufnahmen regelrecht über den Tisch gezogen, beobachten Sachverständige seit Jahren.
Thermografie-Kosten
Wie unterscheidet der Hausbesitzer fachlich fundierte von weniger seriösen Angeboten? Der Preis liefert den ersten Anhaltspunkt: Statt hundert Euro kostet eine seriöse Thermografie-Untersuchung einschließlich schriftlicher Auswertung und Bericht um die 500 bis 600 Euro- je nach Aufwand. Die Thermografie-Untersuchung besteht auch nicht nur aus vier Hausansichten, von jeder Seite eine, sondern wird je nach Gebäude individuell zusammengestellt. Ein schlichter Kubus lässt sich mit weniger Thermografie-Aufnahmen beurteilen, als ein aufwändiges Gebäude mit Vor- und Rücksprüngen, Balkonen und Gauben. Ergänzend gehören auch Thermografien von innen dazu.
Ein weiteres Qualitätsmerkmal für seriöse Thermografie-Angebote ist die Beratung. Eine Thermografie nutzt dem Hausbesitzer wenig, wenn er nur vier Farbausdrucke und keine fachliche Erklärung dazu bekommt. Der Hinweis „Ihr Haus muss gedämmt werden“ reicht da nicht aus. Ein seriöser Thermograf erläutert die Ergebnisse seiner Thermografie schriftlich, mündlich und überlässt die Konsequenzen aus der Untersuchung immer dem qualifizierten Energieberater. Der erarbeitet ein Sanierungsgutachten für das gesamte Haus, in das er neben anderem auch die Ergebnisse der Thermografie einbezieht. Möglicherweise steht am Ende der Planung dann tatsächlich die Empfehlung zur Wärmedämmung. Vielleicht muss aber auch nur die Heizung des Hauses optimiert werden. Hausbesitzer sollten also immer skeptisch werden, wenn Ihnen eine sehr preiswerte Thermografie angeboten wird von jemandem, der auch Fenster oder Wärmedämmmaterialien verkauft.
Thermografie offenbart Mängel im Neubau
Über 70 Prozent aller Neubauten haben energetische Mängel, wie der Verband Privater Bauherren (VPB) weiß. Das liegt nicht nur an fehlerhaften Planungen und Berechnungen, sondern auch an der handwerklich schlechten Ausführung auf der Baustelle. Vermeiden lassen sich solche Baumängel nur durch laufende Kontrolle durch unabhängige Sachverständige, wie sie die KfW bei vielen ihrer Programme inzwischen vorschreibt – und durch abschließende Untersuchungen.
CHECKLISTE:
• Thermografie nur beim seriösen Experten machen lassen!
• Thermografen selbst aussuchen.
• Thermografie selbst beauftragen und selbst bezahlen!
• Der seriöse Thermografie-Experte will nichts verkaufen (neue Fenster, Haustüren, Dämmstoffe oder Heizung).
• Der seriöse Experte erläutert dem Auftraggeber nach der Untersuchung die Thermografie und das Gesamtergebnis.
• Beim Schlüsselfertigkauf unabhängige!!! Thermografie vertraglich zusichern lassen.